4 TTs auf Reisen durch Kastilien

oder: Spanien hautnah / 6. Mai 2003, 3ter Reisetag
von Andrea Pleikies



... Nun hatten sich nach langer Diskussion die Organisatoren durchgesetzt und das Frühstück (nach vorheriger Rücksprache mit der Direktion gar kein Problem) auf 08:30 Uhr festgesetzt. Da verneinte der Portier/Kellner/Nachwächter in einer Person (nachts hatte er scheinbar für sein Studium gelernt - die Unterlagen, die nachts vor ihm lagen als wir ins Hotel zurückkamen sahen zumindest danach aus) am anderen Morgen die Uhrzeit und verwies auf die normale Regelung, welche da hiess: erst um 09:30 Uhr Frühstück ... das bedeutete nun für die TT-Karavane eine Stunde Zeit totschlagen, die man sicher gerne mit länger Schlafen hätte verbringen können ... (ausgesprochen wurde es zwar nicht, aber man konnte dies jedoch in zwei bis drei Gesichtern lesen ...

Also war erst einmal Zeitvertreib und Sammeln im Vorraum bzw. an der Bar des Hotels angesagt:
Alle haben gut geschlafen, ausser Gerd-Günther und Walburga, die hatten nachts um kurz vor 2 die örtliche fahrende Disco auf 4 Rädern vor ihrem Fenster, ansonsten haben aber alle eine sehr ruhige und angenehme Nacht verbracht - welches sicherlich bei diesen schönen Zimmern auch nicht schwer gefallen war...

Gegen 08:45 Uhr meldet Albert nach seiner Rückkehr vom Rundgang durchs Dorf: "Alle TTs noch da!"
Gerd-Günther geht sicherheitshalber auch noch einmal nachschauen ...
Moni sucht passende Immobilien in der Tageszeitung - ihr Entschluss steht fest, Pedraza ist schöner als Köln ...
(Düsseldorfer wundert dies nicht sonderlich ...



... Ralf legt sich glatt nochmal ein bisschen hin ...
Sandra packt die Reisetasche noch einmal neu ...
Heiko versucht doch noch den Portier zu bewegen, uns das Frühstück früher zu geben ...
Andrea schreibt fleissig das Reisetagebuch ...

Um 09:00 Uhr hat Heiko endlich Erfolg, wir dürfen jetzt doch schon zum Frühstück in den Speisesaal, nach und nach vervollständigt sich die TT-Karavane, allgemeine Begeisterung macht sich über die Olivenölflaschen in Miniformat breit ... so etwas hat noch keiner von uns in Deutschland gesehen ... sprachs und lies die Flaschen in den Taschen verschwinden ... man weiss ja nicht, wofür man diese noch gebrauchen kann - zum Frühstück jedenfalls nicht ...

Um kurz vor halb 11 geht es dann endlich los, bei Nieselregen und tiefhängenden Wolken - Andrea denkt sich "öfters mal etwas Neues" und bezweifelt, dass man auf der Tour jemals besseres Wetter zu Gesicht bekommen wird [Anmerkung des Lektors: Andreas ausgeprägter Zweckoptimismus
...wenn sie gewusst hätte, wie sehr Unrecht sie hatte
... hätte sie glatt den Mund gehalten ...

Um 11 Uhr erreicht die TT-Karavane den ersten Bergpass des Tages über die nahe gelegenen Berge, der den CHs mehr Nerven kostete als den Fahrern selber ... nach etwa 200 - 300 Metern Höhenunterschied und ständigem bangen Blick auf die Temperaturanzeige im Cockpit
        hiess es: WILLKOMMEN IM WINTER !

Schnee wie Puderzucker, Schneepflug bzw. Salzstreudienst, der einem entgegenkommt und auf 1.773 m eine Eislandschaft mit klirrender Kälte und eisigem Wind
... ein Witzbold sagte später unten im Tal, das einzige was jetzt noch fehlen würde, wäre Hagel ... alle Beteiligten werden dankend abwinken ...



Knapp eine Stunde später, fast pünktlich zur im Roadbook angegebener Zeit, kommt die TT-Karavane im Kloster El Paular an, nur 5 Minuten später soll die nächste Führung stattfinden, an der wir die einzigen Teilnehmer sein sollten:

ein Benediktiner-Mönch führt uns mit Begeisterung über eine Stunde lang durchs Kloster; schwer beeindruckt von dem Prunk aus alten Zeiten und den Geschichten, die uns der Mönch zu erzählt hat.

Total durchgefroren - es war lausig kalt, sowohl draussen bei nach wie vor grauem Himmel (aber zur Abwechslung mal trocken), als auch im Kloster - fallen wir noch eine Stunde später zur besten Mittagszeit total hungrig (das Frühstück war nicht wirklich üppig gewesen) im Ort EL PAULAR zum Mittagessen in einer spanischen Bar ein.

Zunächst einmal warme Getränke und einen "Torres" für Moni und für alle jeweils das im Laufe der Fahrt obligatorisch werdende Mittagsmenü, welches super lecker war, günstig im Preis und mit einem Service, der ohne Zweifel sehr gut war.

Zum Nachtisch gab es die Wettervorhersage im spanischen Fernsehen, die einen wirklich nicht sehr positiv stimmte ... wenn Andrea nur gewusst hätte, dass das Hoch nicht lange auf sich warten lassen sollte, sie hätte sie sich nicht so lange gedanklich mit dem Wolkenschieben beschäftigt ... ich kann euch sagen, dass war vielleicht anstrengend (das Schieben)... *puh*

Um 14:30 Uhr, nachdem wir alle gestärkt und auch aufgewärmt waren, ging es nun los in Richtung Madrid, über den nächsten Pass, aber zuvor wurde unterwegs auf halber Strecke noch ein Fotostopp eingelegt, mit einer herrlichen Aussicht über das Tal und dem dort gelegenen Kloster El Paular.

Selbst oben auf dem Pass, jenseits der Vegetationsgrenze, fällt die TT-Karavane auf, ein Autofotograf fragte, ob wir von einer Zeitung wären, schliesslich wären wir mit 4 so tollen Autos unterwegs, käme doch nicht so häufig vor:

die Antwort, dass wir privat aus Deutschland diese Tour zu unserem Vergnügen machten, leuchete ihm scheinbar ein, denn mit einem anerkennenden Nicken fuhr er dann von dannen ... in einem ziemlich schäbbigen Wagen ... ich glaube es war ein Jaguar !?!

Gegen 16 Uhr kommt die TT-Karavane in Manzanares El Real an, direkt an einem grossen Stausee gelegen (einer der vielen Wasserspeicher von Madrid). Hier liegt die erste Burg, die wir uns in Spanien ansehen wollen, welche nach wie vor in Familienbesitz und lediglich an den Staat verpachtet ist (König Juan Carlos nutzt die Burg noch heute für Empfänge und Konferenzen, verwunderlich ist auch, wie schön warm es drinnen war - offensichtlich alles auf dem neuesten Stand der Technik)

- der Mietvertrag dauert noch 14 Jahre, was danach kommt weiss man noch nicht - einfach phantastisch ... Familienbesitz mit Zentralheizung in dieser Lage ... so mancher von uns konnte sich durchaus etwas vorstellen - so macht wohnen bestimmt Spass und der TT passt hervorragend in den Burghof ...

Um kurz vor 17:00 Uhr geht es dann endgültig los in Richtung Madrid. Den Weg mehrmals von Heiko beschrieben vor dem geistigen und das Roadbook mit allen Detailkarten vor dem tatsächlichen Auge - stürzt sich die TT-Karavane in das Abenteuer "Fremde Metropole im Ausland zum Feierabendverkehr und Championsleague-Spiel von Real Madrid im Stadion an der Strasse über die wir fahren mussten"
... eines vorweg: alle haben es (höchstens die CHs um ein paar Jahre gealtert) heil überlebt ...

Um 18 Uhr kommt die TT-Karavane 5 Kreisverkehre, die in Wirklichkeit keine sind und jede Menge Nerven später, im Hotel an, welches wider Erwarten von allen Teilnehmern sofort gefunden wurde, denn im Berufsverkehr kann man sicherlich versuchen als Konvoi zusammen zu bleiben, jedoch war dies nicht so einfach wie vorgestellt.

Alle sind überwältigt vom ersten Eindruck dieser Metropole im Herzen von Spanien, eine laute und betriebsame Stadt, wobei jedoch sofort auffällt, dass es hier keine zerbeulten oder anderweitig beschädigte Autos gibt, wie man es bisher in südländischen Grosstädten gewohnt war ... der Berufsverkehr hier war gleich mit dem heimischen alltäglichen abendlichen Wahnsinn ...
also fast wie zu Hause ...



Das Hotel ist recht nett und sauber (das war die Hauptsache) und das Einparken sollte bereits wegen der Enge der Parklücken (Seat126-Format) die zweite kleine Herausforderung an das Geschick der Fahrer sein - wie sich im Laufe der Reise noch herausstellen sollte, ist dies auch nur eine kleine Herausforderung - richtige Schwierigkeiten kommen erst noch - nach kurzem Hin und Her und wieder Hin sind jedoch alle TTs gut geparkt und sicher abgestellt, so dass selbst fremde Autotüren erst gar nicht in die Nähe der eigenen TT-Flanken kommen können...

Nach kurzem Einchecken und Auspacken geht es auf zur ersten Runde, die Neugier treibt die Karavane zu Fuss in die Stadt, nach "drei-maligem Fallen" geht es zunächst ab ins Schinken-Museum, ein Steinwurf von unserem Hotel entfernt. Sandra und Ralf hatten es bereits in ihrem Reiseführer gefunden - sensationelle Preise, eitle Kellner (bei denen ein immer wiederkehrender Blick in den Spiegel nicht fehlen darf - der eine oder andere Spiegel soll ja dort an der Wand hängen), die auch sehr geschäftstüchtig sind und weil man die Empfehlungen dieser Kellner als nicht akzeptabel abgetan hat, wurden als Antwort Teller und Besteck mehr auf den Tisch geworfen als gelegt und somit innerhalb von einer Minute das Trinkgeld verspielt (Heiko hatte eh schon genug vom Neonlicht ...) - also kurz um, die sprichwörtliche "Touristenfalle" ...

Unser weiterer Weg führt uns über die Puerta del Sol (jede Menge Brunnen und beleuchtete Fassaden) zum "Corte Ingles" (Kaufhaus), aus dem Sandra als stolze neue Besitzerin einer Mandarina Duck Tasche bzw. Rucksack herauskam - und nicht zu vergessen: es regnete immer noch in Strömen, ein Regenschirmverkäufer (3 €/Schirm) vor dem "Corte" kam und verschwand wieder, allein mindestens 2 Mal als Heiko und Andrea draussen auf die anderen gewartet haben - zum Schluss stellte sich heraus, dass der Verkäufer immer dann verschwand, wenn die spanischen Kollegen von Ralf durch die Fussgängerzone heruntergefahren kamen ...



Am Ende eines langen Tages ging gegen 21:00 Uhr eine Hälfte der Karavane zurück ins Hotel, Sandra + Ralf / Heiko + Andrea wollen noch ein Bier trinken, wo genau wissen sie jedoch noch nicht..... man spricht sich kurz ab, wann das Frühstück am anderen Morgen ansteht soll, Walburga versucht vergeblich ein 12:00 Uhr herauszuschinden, welches gnadenlos vom Rest ignoriert wird....

Die Biertrinker geleiten den Rest noch zum Hotel, oh Wunder es hat mittlerweile aufgehört zu regnen und es kann noch das eine oder andere Foto von beleuchteten Fassaden gemacht werden und biegen dann ab auf die Plaza de Santa Ana, an der das "Naturbier" zu finden ist, ein Brauereiausschank, der deutsches Bier anbietet, welches sehr lecker ist, genauso lecker wie die Tapas, die von den Vieren genauso mit grossem Appetit gegessen wie das Bier getrunken wird. Es gibt jede Menge Gesprächsstoff und der Abend wird etwas länger als geplant, bis die 4 todmüde gegen 00:00 Uhr ins Bett fallen

... voller Vorfreude auf den morgigen Tag und voller Neugier auf die Metropole Madrid ...