4 TTs auf Reisen durch Kastilien

oder: Spanien hautnah / 8. Mai 2003, 5ter Reisetag
von Andrea Pleikies

Morgens um 10 Uhr beginnt pünktlich nach Plan die Abfahrt aus der Madrider Innenstadt in Richtung Toledo. Das Herausfahren aus der hoteleigenen Garage stellt sich jedoch als millimetergenaue Sache heraus, schließlich müssen alle Fahrer fast auf dem Punkt ein Wendemanöver vollziehen vorwärts aus der Garage wieder herauszukommen.



Dank generalstabsmässiger Vorbereitung und Festlegung der Reihenfolge ist dies absolut kein Thema, zumal dabei gedacht werden muss, dass in der schmalen Gasse, in der unser Hotel gelegen war, es keine Überholmöglichkeit gibt: Die Route wird noch einmal in kleinerem Maßstab an die Beifahrer verteilt, damit auch jeder weiß, wo und wie er am besten die Stadt Richtung Toledo verlassen kann, es muss schließlich sichergestellt sein dass keiner auf der sprichwörtlichen Strecke bleibt, sollte man sich aus den Augen verlieren ...

Ralf & Sandra fahren vor und blockieren durch Zurücksetzen auf der eigentlichen Strasse (Einbahnstrasse) die Selbige, damit auch alle 4 TTs gemeinsam hintereinander fahren können, ohne dass sich jemand anderes in die TT-Karavane einschmuggeln kann... Heiko & Andrea fahren als Nächstes aus der Garage, um wieder vorne vorweg zu fahren und dazwischen reihen sich die beiden anderen Fahrzuge mit Gerd-Günter & Walburga und Albert & Moni ein. Ziel ist schliesslich, dass wir gemeinsam hintereinander (so wie wir in die Stadt hineingefahren sind) auch wieder die Stadt zu verlassen - bis dahin war auch alles prima, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ...

Gas gegeben und wenige Meter später, die TT-Karavane begann sich auf die nächste Etappe zu freuen, Heiko & Andrea gingen in Gedanken bereits die Fahrt bis nach Toledo noch einmal durch, mussten Heiko und Andrea an der nächsten Kreuzung feststellen, dass der Plan sofort umgeworfen werden musste ... man hatte die Rechnung nicht mit dem örtlichen Getränkelieferanten gemacht, der in der nächsten Seitenstrasse (welche für uns zum Fahren laut Plan vorgesehen war) die selbige blockierte und die TT-Karavane sich spontan einen neuen Weg suchen musste ... kurz überlegt und ab ging es zur Hauptstrasse, die wir eigentlich meiden wollten ... ich höre heute noch das Hupen ...
Man stellte recht schnell fest, warum Heiko bei einer anderen Gelegenheit meinte, Hupen einfach zu ignorieren: so ein Hup-Konzert hört man wirklich nicht alle Tage, als nun der Konvoi der 4 TTs versuchte, an der nächsten Ampel sich alle gemeinsam in den Hauptverkehr einzugliedern ... es hat aber geklappt ! *stolzsei* Viele Neugierige beobachteten die TT-Karavane dabei und ein Passant meinte dann auch bewunderungsvoll (auf Deutsch wohl bemerkt) : "aaahhhh, ein TT-Club aus Deutschland!"



Um 10:20 Uhr kurz hinter dem Stadtzentrum von Madrid (es kam mir deutlich länger vor *schwitz*) und immer noch als vollständige TT-Karavane stehen wir im Stau auf dem Weg nach Toledo - der Himmel ist diesig bzw. bewölkt und hin - und wieder fällt Nieselregen und Andrea denkt sich resigniert ..."Öfters mal was Neues!" Kaum 10 Minuten später ist der Stau wider Erwarten auch wieder erledigt, voller Freude beginnt Andrea in Gedanken Wolken zu schieben ...

Um 11 Uhr zeigt das Wolkenschieben doch tatsächlich erste Ergebnisse - am Horizont in Fahrtrichtung wird es heller und die ersten blauen Flecken am Himmel lassen sich sehen, Heiko fährt kurz entschlossen an der nächsten Tankstelle von der Autobahn mit flottem Tempo ab - und auch glatt dran vorbei ... er wird später behaupten, er wollte nur einmal testen, ob auch noch alle wach sind ... wer´s glaubt. Eine ½ Stunde später fahren wir vor unserer nächsten Herberge etwas vor den Toren der Stadt Toledo vor und versuchen möglichst unsere TT´s so gut wie möglich vor dem Parador zum Fotografieren zu drappieren.



Auf dem Weg dahin konnte die TT-Karavane schon die ersten herrlichen Eindrücke von der Stadt Toledo sammeln. Unsere Herberge für diesen Tag ist ein Parador, der laut Beschreibung einen herrlichen Ausblick auf die Stadt hat - ein glatte Untertreibung, wie sich wenig später herausstellen sollte ...
Bei unserer Ankunft sind noch nicht alle Zimmer fertig, ein Teil muss sich noch etwas gedulden, jedoch der Ausblick von der Hotel-Terrasse lässt schon Wunderbares ahnen und tröstet über die Wartezeit hinweg: ein traumhafter Ausblick auf Toledo, "jetzt muss nur noch das Wetter NOCH besser werden" denkt sich Andrea und Moni ist hin und weg: "ach neeeeeeee, wat ist dat schön hier...!" sprachs und bekommt glänzende Augen ...

Eine 1/4 Stunde später haben alle ihre Zimmer bezogen (alle mit Blick auf die Stadt und einem unverschämt grossen Bett) und die TT-zu-Fuß-Karavane fährt mit zwei Taxen hinunter bzw. herüber in den alten Stadtkern von Toledo; beide Taxen fahren den gleichen Weg hintereinander; aber das eine kostet EUR 5,45, das Zweite EUR 6,14 ... den unterschiedlichen Preis kann sich keiner erklären - Andrea vermutet das unterschiedliche Gewicht der Insassen als Grund - man ist sich jedoch schnell einig, dass bei den Preisen es auch ziemlich egal ist, in Deutschland fahren die Taxifahrer bei diesem Stand erst los ... Um 13 Uhr beginnt Heiko die Führung durch den historischen Stadtkern von Toledo, bewaffnet mit diversen Stadtführern (in Buchform), das Wetter wird zu diesem Zeitpunkt immer besser und geregnet hat es schon lange nicht mehr, als knapp eine Stunde später Sandra in ihrem Stadtführer eine Tapas-Bar findet, die empfohlen wird. Sandra findet diese auf Anhieb und lenkt die TT-zuFuß-Karavane geschickt zur "Futterstelle". Das allgemeine Urteil: die Bar verdient das Prädikat Geheim-Tipp zu Recht.



Nach ausreichender Stärkung, durch Tapas und Rotwein, geht es weiter durch Toledo und dessen Souvenir-Shops, Marzipan-, Messer-, Klingen-, Waffen-Welt, um dann gegen 17:30 Uhr mit dem Taxi wieder zurück zum Parador zu fahren; die einen im ersten Taxi sofort zum Parador, Gerd-Günter, Sandra und Ralf auf direktem Weg, das zweite Taxi mit Heiko, Andrea, Moni und Albert macht nochmals ohne Aufforderung eine Rundfahrt durch die Altstadt von Toledo (genau den Weg, den wir zuvor gelaufen waren) - bei den Preisen wird dies von den Passagieren akzeptiert - korrekt war es dennoch nicht ... endlich im Parador angekommen wird das Wetter immer besser, die Wolken verschwinden immer mehr und die Sonne scheint ... einfach herrlich... mit einem solchen Wetter ist selbst endlich Andrea zufrieden ;-)

Die TT-zuFuß-Karavane trifft sich auf der hoteleigenen Terrasse mit weitem Blick auf den historischen Stadtkern von Toledo zum Kaffee, zum Relaxen und zur Planung des Abends. Aufgrund der allgemeinen Resterschöpfung aus Madrid wurde einstimmig beschlossen, den heutigen Abend bzw. das Abendessen im Hotel zu sich zu nehmen ... Nachdem sich die TT-Karavane auf ihren Zimmern frisch gemacht hat, trifft sie sich pünktlich um 20:30 Uhr zum Abendessen. Moni trinkt vorweg wieder einen Torres (Carlos I), welcher aufgrund des Kommentares von Ralf ab sofort für den Rest der Reise nur noch "ihr kastilischer Wegbegleiter" sein wird ... das Essen war zwar prima aber teuer, der Service ließ ein bißchen zu wünschen übrig: viel zu langsam, unfreundlich und ungeschickt. Heiko wurde von einer Kellnerin mit dem Besteck fast aufgespießt - die Entschuldigung: er solle froh sein, schliesslich hat das Messer nur eine stumpfe Spitze ... "na, wenn das so ist" ... aufgrund der staatlichen Verwaltung der Paradores kommt man zu dem Schluss: "was will man erwarten, das sind schliesslich Beamte!" - worauf von Ralf nur ein knappes schmunzelndes "VORSICHT!" kam ... ;-) Gut gesättigt und ziemlich müde geht die TT-Karavane an diesem Abend um Mitternacht auf ihre Zimmer, der ein oder andere hat bestimmt noch vor dem Schlafengehen die grandiose Aussicht auf das nächtliche Toledo auf sich wirken lassen ... einfach ein Traum ...