Über Gurus und Märchenerzähler ...

Bisher war ich immer wieder erstaunt und verwundert, dass Menschen auf Scharlatane und Märchenerzähler hereinfallen. Da kommen sie, die Beutelschneider, versprechen den Hilfesuchenden die Sterne vom Himmel und ihnen das Himmelsblau zu Füssen zu legen. Redegewand sind sie ja, die Gurus, nur Wort halten sie nicht. Sie wollen das Geld der Gepeinigten. Nicht mehr, nicht weniger. Es wird immer wieder Menschen geben, die solchen Geschäftemachern ihr Geld hinterherwerfen.

Wer glaubt denn diesen Geschichteerzählern? An die Sprüche glauben in der Regel Menschen, die irgendein schmerzhaftes Leiden, ein Gebrechen oder eine Krankheit haben. Je größer der Schmerz, desto größer ist die Hoffnung, die jemand in die Versprechen dieser Schönredner legt. Das kann allerdings nur derjenige nachempfinden, der selbst schon einmal Schmerzen in irgendeiner Art über einen längeren Zeitraum ertragen musste.



"Schmerz" ist ein sehr weit gefächerter Begriff. Ein Kind kann Schmerz, aufgrund von Missachtung seiner Person empfinden. Bei Erwachsenen ist die Schmerzintensität in solchen Fällen wesentlich höher. Der Sportler, der an seine Grenzen stößt, macht ebenfalls eine schmerzliche Erfahrung. Migräne, wer kennt sich nicht? Da klagt jemand leise über einen Migräneanfall und darüber, wie schlecht es ihm gerade geht. Wir versuchen zu verstehen, können uns aber nicht in die Lage des Kranken hineinversetzen.

Jeder von uns hat ihn, den Schmerz, schon einmal kennen gelernt - mal mehr, mal weniger stark. Aber ehrlich: Wirklich darüber reden kann nur der, der den Schmerz kennen gelernt und ertragen hat. Bis zu einem gewissen Grad kann der Mensch sogar einen leichteren Dauerschmerz aushalten. Siehe Menschen mit einem Gehörsturz. Das ewige Pfeifen im Ohr ist ebenfalls Schmerz (nur in anderer Form) und obendrein nervt es gewaltig. Alle diese Menschen, die einen permanenten Schmerz ertragen müssen - warum auch immer - sind für Medikamente und Aktionen, die Heil versprechen, mehr als empfänglich.

Hier fallen die Versprechen auf einen intensiv vorbereiteten Boden. Die Gepeinigten warten förmlich auf Mittel und Aktionen, die Besserung versprechen und sind sogar bereit, einen Teil ihres Geldes und Besitzes zu opfern. Sie wissen vielleicht um die trügerischen Worte und falschen Schwüre - aber der Glaube ist stärker und die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn Schmerzen mit Geld geheilt werden könn(t)en, nun ja, dann geht ein schmerzgeplagter Mensch diesen Schritt ohne großes Nachdenken.

Viele reden über den Schmerz, versuchen sogar ihn zu analysieren, sachlich und emotionslos darzustellen. Das Internet ist voll von diesen sachlichen Erklärungen. Wirklich reden kann aber nur DER darüber, der diese Marter (mit bekanntem oder unbekannten Ursprungs) über einen längeren Zeitraum ertragen musste!

Schmerz hat auch viel mit Emotionen zu tun, denn Schmerz wird sehr unterschiedlich empfunden, um nicht zu sagen: Man kann sich auch auf Schmerzen trainieren. Besonders dann, wenn man den Alternativen (Medikamente) kritisch oder ängstlich gegenübersteht, oder sie eine hohe Gefahr birgt.

Und dann soll es noch Leute geben, für die Schmerzen eine Lust ist. Dies aber wird die Ausnahme sein und ist ein anderes Thema. Im Notfall sind Schmerzen eine negative Beeinflussung des Körpers - eine mehr als starke Beeinträchtigung der Lebensqualität.

albert46 ⋅ Februar 2007 * Redaktionelle Aufbereitung Ute Z. Wesel / Foto: © Albert Ackermann