Neumodischer Schnickschnack

Unsere Welt ist stark im Umbruch. Fast jeden Tag gibt es etwas Neues, das irgendjemand propagiert. Gewiss, das eine oder andere ist uralt, wird nur mit neuem Outfit versehen, als supermodern erst morgen erfunden und der Menschheit zum x-ten Mal vorgestellt. Die Kids (junge Leute) haben mit dem schnellen Wandel überhaupt kein Problem - sie werden damit groß, sie kennen es nicht anders. Ihre Hirne laufen immer unter Volllast, sie nehmen die Dinge einfach auf, reihen sie in ihre Schemata ein, PUNKT.

Der etwas Ältere hat hier und da so seine Problemchen damit. Seine "Festplatte" ist schon gut mit Altbewährtem gefüllt und im heutigen Technikzeitalter kommen immer neue und komplizierte Sachen dazu. Sachen, von denen er bisher noch nichts gehört hat. Sachen, die mit den alten und bekannten Dingen nichts zu tun haben. Sachen, die so ganz andersartig sind.
Nun werden verschiedene Leser dieses Artikels der Meinung sein, dass ich maßlos übertreibe. Aber hier eine erlebte Geschichte mit meiner Mutter:

Mutter musste ins Krankenhaus. Sie sprach mich an und bat darum, sie zu ihrem Geldinstitut zu fahren. "Mutter, jedes Krankenhaus hat heute einen Geldautomaten, an dem du deinen gewünschten Betrag ziehen kannst", erinnerte ich sie. Das hat sie nicht gekannt. Oder wollte sie es nicht kennen? Schon waren wir im härtesten Streitgespräch über unsinnige EC Karten und blöde PIN Nummern. Sie wollte ihr Geld persönlich vom Banker überreicht bekommen und nicht von einer Blechkiste! Wir diskutierten eine halbe Stunde über dieses Thema, dann habe ich es gewaltsam abgebrochen. Wir hatten einfach zu gegensätzliche Meinungen zu den Dingen. Mutters Emotionen, ihr Widerstand, das Sich-nicht-beschäftigen-Wollen mit den gar nicht mehr so neuen Sachen wie der PIN Nummer - sie mochte das "Neue" nicht angehen, sträubte sich sogar dagegen. Das zu erfahren war schon hart für mich. An diesem Thema hätten wir uns auseinanderdividiert. Wir standen wirklich vor dem unversöhnlichen Aus.
Dies nur als kleines Beispiel zum Tenor "neuartige Dinge und ältere Menschen". Es hat nichts mit dem Alter an Jahren zu tun, sondern mit der inneren Einstellung, neue Dinge aufzunehmen und zu erfahren.



Eine plötzliche Vorstellung schnellt in meinen Kopf, die in ein Schreckenszenario auswächst: Da ist eine alte, reiche Dame. Sie besitzt Geld ohne Ende. Nur weil sie sich stetig dagegen gewährt hat, sich mit der neuen Form des Geldabhebens auseinanderzusetzen, sich damit zu beschäftigen und anleiten zu lassen, steht sie immer wieder vor ihrer verschlossenen und menschenlosen Bank und verhungert allmählich. Sie verhungert, weil sie keine Möglichkeit hat an ihr Geld zu kommen, um sich etwas Essbares zu kaufen! Das ist doch eine gedankliche Hiobsbotschaft! Die schlimmsten Bilder male ich mir aus, bezogen auf die Ignoranz der neuen Techniken und was alles passieren könnte, wenn man nicht mit der Zeit geht.

Ich behaupte, dass es unendlich viele, besonders ältere Menschen gibt, die sich mit den Geldausgabeautomaten (GAA) einfach nicht anfreunden können oder wollen! Für sie ist das neumodischer Schnickschnack, den die Welt nicht braucht. Es ging doch damals auch anders! Damals ?

Nun ja, die Handhabung eines solchen Automaten ist eigentlich ganz unproblematisch, wenn man ein wenig Übung in der Sache hat. Wie aber reagiert jemand, der unbedarft ist? Ist diese Erklärung wirklich für jedermann so einfach zu verstehen?

  • Zunächst stecken Sie die EC Karte bzw. Maestro Karte in den Kartenschlitz
      (Magnetstreifen rechts unten)
  • Auf dem Display wählen Sie aus dem Menü "Bargeldabhebung".
      Wählen Sie auf dem Display den Betrag, den Sie wünschen, per Knopfdruck aus.
  • Auf dem Display werden Sie aufgefordert Ihre PIN einzugeben.
      Die PIN über die Tastatur eingeben und mit der grünen Taste den Vorgang bestätigen.
  • Der Geldautomat sendet Ihre Daten an die Clearingstelle. Dort werden Authentizität der Karte
      und der Kontostand des zugehörigen Girokontos (oder sonstige Konten) geprüft.
  • Zu Ihrer eigenen Sicherheit gibt der Geldautomat immer zuerst die Karte wieder zurück.
  • Bei positiver Prüfung zahlt der Geldautomat dann den gewünschten Betrag,
      der aus dem Fach zu entnehmen ist.




Ist DAS verständlich für Leute ohne Kenntnis? Hinzu kommt (wie allgemein bekannt sein dürfte), dass wir fast täglich über Medien und Presse gewarnt werden, beim Geld ziehen vorsichtig zu sein. Die Gauner schlafen nicht! Sie sind stets bemüht, sich das Geld der anderen anzueignen - weil es ja so bequem ist. Da lässt sich so mancher Betrüger die dollsten Dinge einfallen. Tastaturen werden manipuliert, Minikameras über dem Eingabefeld installiert. Ein ganz fixer Ganove hat sogar einen Rauschmelder, inklusiver Kamera, über der Tastatur angebracht.

Wenn ich in meinem Geldinstitut bin, sehe ich immer wieder, wie gerade Menschen der älteren Generation verzweifelt nach einem lebendigen Mitarbeiter Ausschau halten, nachdem sie ohne Vertrauen und hilflos vor diesem silbernen Kasten gestanden haben - die Karte fest in die Hand gekrallt, weil, es passiert ja so viel ...

Ehrlich gesagt: Ich habe großes Mitleid mit diesen Leuten! Sie sind einfach nicht frei und offen für die heutige Technik. Sie sind zu unsicher. Nur sicher - was ist heute schon sicher ? Es ist traurig aber wahr.

Und dennoch: Ich für meine Person habe mir geschworen: "Albert, du machst jeden Blödsinn mit! Egal, ob er sinnvoll ist oder nicht. Du interessierst dich für alles und probierst es aus, um Neues kennen zu lernen und zu verstehen. Selbst dann, wenn die Angelegenheit noch so hirnrissig ist - wer weiß, wofür sie gut ist!"

Eins kann man auf jeden Fall festhalten: Nicht alles Neue ist sinnvoll und effektiv. Viele Sachen sind heute lebensnotwendig und übermorgen schon total out.

Was soll's. Auf unsere Zukunft! Denn die bedeutet Fortschritt und Leben.

➾ Nicht alles Neue ist Gut und nicht alles Alte war Gut!


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albert46 * September 2008 *Redaktionell überarbeitet von Ute Z / Foto: © Albert Ackermann