Probefahrt mit dem Phaeton

Es gibt bekanntlich Foren für alles Mögliche, inklusive die der Autoliebhaber, zu denen ich mich zähle. Die Kommunikation zu den Anbietern diverser Automarken, wie zum Beispiel Audi, VW und der Autostadt Wolfsburg funktioniert prima. Hier und da flattert ein besonderes Angebot ins Haus, denn ich bin gelistet, wie es so schön heißt.

Eines Tages meldet sich VW bei uns, mit der Anfrage "ob denn eine Probefahrt mit einem VW-Fahrzeug genehm wäre". Wir, Monika und ich, sagen selbstverständlich ja und wählen als Wunschfahrzeug den Phaeton aus, bitte möglichst als Benziner. Mitte Januar 2007 vereinbaren wir mit dem Dialogcenter Wolfsburg den 20. April als Termin für die Phaeton-Ausfahrt.

Die Zeit vergeht, ohne dass wir irgendeine weitere Reaktion aus Wolfsburg bekommen, wir hören nichts mehr. Mitte März bringen wir uns den Damen und Herren im Dialogcenter in Erinnerung. Erst danach bekommen wir die definitive Bestätigung für die versprochene Phaeton-Probefahrt.

Die Firma Odendahl & Heise wird ausgewählt, dort soll uns das Fahrzeug übergeben werden. Herr Vatansever, Mitarbeiter der Firma, setzt uns in Kenntnis, dass uns das Fahrzeug für den gewünschten Tag von 9.00 bis 17.00 Uhr zur Verfügung stehe.

Um Punkt 11.00 Uhr landen wir auf der Robert-Perthel-Strasse, im Hof der VW-Vertretung, um "unseren" Phaeton in Empfang zu nehmen. Herr Fischer (ebenfalls Mitarbeiter Odendahl & Heise) weist uns in einem angenehmen Gespräch in die Geheimnisse des großen VWs ein.

Phaeton

Da steht er nun vor uns, der Phaeton 4.2 V8 4MOTION, in Schwarz und mit unglaublichen Ausmaßen. Innen schwarzes Vollleder und Holzeinlagen, die dazugehörige, ellenlange Zubehörliste griffbereit auf dem Sitz. Das Fahrzeug, mit WOB-Kennzeichen, ist bei EUROPCAR angemietet und stammt aus dem VW-Fahrzeug-Pool.

Wir können es kaum erwarten, dieses Teil endlich auf die Straße zu bringen. Aber erstmal rein ins Gefährt! Die Gurte sind etwas gewöhnungsbedürftig, da sie geteilt sind. Beide Enden rollen sich separat auf. Normalerweise ist das untere Ende fest, nur das obere rollt sich auf, bzw. spannt. Die Sitzverstellung geschieht komplett über elektrische Schalter. Bei Fahrzeugen dieser Größenordnung ist ein Automatikgetriebe normal.

Nun wird es spannend, es tun sich Welten auf! Im Gegensatz zu unserem TT logieren wir in einem Fahrzeug mit Schlachtschiffausmaßen. Türen zu - Schalthebel auf D - langsam anrollen lassen. "Erst einmal runter vom Firmengelände" ist mein Gedanke. Vorsichtig dirigiere ich den Wagen auf die Robert-Perthel-Straße und dann weiter in Richtung Köln-Poll. Jetzt habe ich die Zeit, mich genüsslich im Sitz zurechtzurücken, alles mal aufzunehmen, was sich so um mich herum befindet - den Rück- und Seitenspiegel, das Armaturenbrett und bei der Gelegenheit schalte ich das Radio ein. "Guter Klang, die Bose-Anlage ?" stelle ich zufrieden fest. ?

Phaeton

Der Wagen läuft überaus leise. "Hey, wie schnell sind wir überhaupt?!" schießt es mir auf einmal in den Sinn. Ich ahne nichts Böses, aber der Zeiger ist schon auf ?! Ich bremse kurz ab, um wieder in einen akzeptablen Tempobereich zu kommen.

Klar, in schnell gefahrenen Kurven neigt sich der Phaeton etwas, das Ganze findet aber im annehmbaren Bereich statt. Alternativ ist der TT schon etwas starrer und härter im Fahrverhalten.

Jetzt will ich's wissen, fahr auf die Schnellstraße auf und streichle mal kurz das Powerpedal. Hey, im ersten Moment kommt überhaupt nichts - aber dann wird der 4.2 wach, fängt an zu schieben wie von Geisterhand und ab geht die Post! (Achtung, nicht vergessen, die Km-Anzeige im Auge zu behalten, Albert!) Immer wieder ist ein sachtes Abbremsen nötig. Wir schweben in diesem Fahrzeug schier dahin.

"Was habt Ihr immer mit kaputten Straßen? Mit Schlaglöchern und sonstigen Vertiefungen im Asphalt?" Ich habe nichts dergleichen finden können, das heißt, der Phaeton ist nicht fündig geworden - im Gegensatz zum TT.

Wir wollen noch ein Pärchen abholen, das den "Chefwagen" ebenfalls gerne kennen lernen möchte. Das Einparken vor dem Haus ist kein Problem. Logisch, in der Mittagszeit sind die Parkplätze vor der Wohnanlage leer. Ich fahre einen großen Kreis, stelle den Hebel in Wahlstufe "R" und parke vorsichtig ein. (Das Auto ist ja etwas länger als der TT!) Nach einem kleinen Begrüßungsschwätzchen verteilen sich die Leute sozusagen im Auto und ab geht's quer durch die Stadt auf die A57. Alle Insassen fühlen sich wohl und haben endlos Platz im Innenraum. Ich programmiere das Navi - alles ist gut, bis auf die etwas zu laute Stimme in diesem Gerät! Wir haben sie, die Stimme, ertragen (müssen), da wir den Lautstärkenregler nicht finden konnten, um der netten Dame das Flüstern beizubringen. Ehrlich gesagt, wir haben auch nicht intensiv gesucht.

Wir schweben stressfrei in Richtung Neuss, natürlich mit kleinen Zwischenspurts. Es macht uns höllischen Spaß! Ohne die damaligen Insassen heute beunruhigen zu wollen - sie haben sie gar nicht richtig mitbekommen, die kleinen Zwischenspurts ? Unser Ziel ist der Klosterhof "Knechtsteden". Wir erreichen das Restaurant, indem wir hübsche kleine Ortschaften durchqueren.

Plötzlich habe ich den Eindruck, dass die nette Navi-Dame ärgerlich ist. Ich gebe zu, dass ich ihren Anweisungen nicht so ganz gefolgt bin - ich habe mir den Weg selbst ausgesucht. Aber sie beruhigt sich schnell wieder, nachdem ich den nächsten Befehl beherzige. Wir sind sowieso am Zielort angekommen.

Wir nehmen unsere Wertgegenstände aus dem Innenraum, ich schließe das Fahrzeug per Fernbedienung ab. Zur Sicherheit überprüfe ich die Türen noch einmal. Was ist das denn?? Ich berühre den Türgriff und höre wie es klackt - der Schließmechanismus öffnet die Türen wieder! Das Fahrzeug ist nicht mehr verriegelt. Was soll das? Muss jetzt einer von uns beim Auto bleiben, während die anderen zum Essen gehen?

Alles noch einmal von vorn. Ich wiederhole das Spiel, probiere aus und teste durch. Der Phaeton hat ne Macke, eindeutig! Wir haben ein fehlerhaftes Fahrzeug bekommen!

HA! Von wegen - nicht mit mir! Eins, zwei, drei - was haben wir denn in letzter Zeit so alles über Neuerungen in der Fahrzeugtechnik gelesen? Versuchen wir doch mal was ganz anderes. Per Fernbedienung schließe ich den Phaeton und entferne mich ca. 30 Meter von ihm. Meine Mitfahrer bleiben beim Fahrzeug stehen und versuchen nun die Türen wieder zu öffnen. Es klappt! Der Super-VW bleibt verschlossen. (Es lohnt sich die vielen Autozeitungen zu lesen!)

Nachdem wir die gute Küche des Klosterhofes genossen haben, fahren wir - richtiger: schweben/gleiten wir wieder über die Landstraßen zurück nach Köln und genießen den wunderschönen frühen Sommertag. In Köln-Poll wollen sich die Mitfahrer von uns und dem Phaeton verabschieden. Das Einparken vor der Wohnanlage ist jetzt nicht mehr so einfach, wie in der Mittagszeit. Es gibt nur noch wenige Einzelparkplätze. Jetzt merke ich, dass der Phaeton auch etwas breiter ist, als der TT.

Das Fahrzeug muss noch an die Zapfsäule zum Volltanken, bevor ich es der Firma Odendahl & Heise zurückgebe. 20 Liter Kraftstoff fülle ich in den Tank, bis er voll ist. Das heißt, ich habe umgerechnet ca. 15 Liter auf 100 Kilometern verfahren und dass bei meiner diesmal sehr defensiven Fahrweise. Nicht zu verachten, denn der Phaeton ist ein großes, schweres Fahrzeug.

Monika und ich müssen noch einmal quer durch die Stadt, hin zur Firma Odendahl & Heise. Dort angekommen, fachsimpeln wir mit Herrn Fischer über das Für und Wider des Phaeton. Wir verabschieden uns ein wenig später und lassen ihn zurück, den großen, schwarzen Super-VW.



Anmerkung:
Die Firma Odendahl & Heise ist ein B-Händler und verkauft daher keine Phaeton. Dieses Privileg ist in Köln nur der Firma Fleischhauer vorbehalten - dem größten VW- und Audi-Händler der Gegend.

Fazit:
Es ist ein Erlebnis, ein solches Auto zu fahren. Das Ganze hat schon etwas von purem Luxus. Der Innenraum bietet ein endloses Platzangebot, so dass man sich auf allen Sitzen bequem ausbreiten kann. Wir haben den Viersitzer getestet, das heißt, der Wagen hat vier Einzelsitze. Es gibt ihn auch als Fünfsitzer, der ist dann eine Kleinigkeit preiswerter. Käuflich zu erwerben ist auch die Longversion, dazu gehört allerdings zwingend ein Chauffeur - das ist kein Fahrzeug für Selbstfahrer. Alles in allem ist der Phaeton ein schönes, sehr komfortables Auto.

Mir persönlich jedoch ist er zu groß. Ich liebe diese kleinen, schnellen Kisten viel zu sehr!

Albert * April 2007 * Redaktionelle Aufbereitung Ute Z. Wesel / Foto: © Albert Ackermann