Das Alte Land im Winter

Der ausgefallene Weihnachtsurlaub

oder

Weihnachtsunwetter 2002 in Niedersachsen

Wir wollen Weihnachten einmal anders verleben. So ganz in Ruhe, ohne die üblichen Vorbereitungen für das Fest, ohne Hektik und ohne PC - nur wir beide in trauter Zweisamkeit. Ausnahmsweise nehme ich den Schluss vorweg: es ist uns nicht gelungen!

Aber nun zur Geschichte, die ich optisch leider nicht belegen kann.

Am 21. Dezember brechen wir guten Mutes und bei schönem Wetter in Richtung Hamburg auf. Es ist eine schöne und erholsame Fahrt. Die letzten Kilometer auf der B3 und B73, die wir noch vor der Brust haben, werden uns direkt ins Alte Land führen. Die Landschaft gleicht der in einem Bilderbuch, sie ist fast schon unnatürlich schön. Wie von Puderzucker überzogen sehen Wälder, Strassen und Häuser aus, auf die sich die leichte Schneedecke niedergelassen hat. Der Anblick ist wunderschön, ich kann mich nur wiederholen.

Hollern-Twielenfleth ist unser Ziel.
Es ist schattig hier, genauer gesagt haben wir minus 3 Grad (aber gefühlte minus 10, mindestens!). Ein eisiger Wind fegt gnadenlos durch die Gegend. Wir beeilen uns, das Gepäck aus dem Auto ins Haus zu bringen. Aber trotz der Kälte lassen wir uns nicht davon abhalten: ein Spaziergang rund um die Anlage muss sein! Wieder zurück, drehe ich das Heizungsventil bis zum Anschlag auf. Irgendwie muss uns wieder warm werden. Irgendwie gelingt uns das auch.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag regnet es - und das bei den Temperaturen! Am Morgen trauen wir unseren Augen nicht - der TT ist komplett mit einer dicken Eisschicht überzogen, besser, er ist unter einer dicken Eisschicht verborgen. Allein der Gedanke, dieses versiegelte Auto wieder freizulegen, jagt mir den blanken Horror in die Knochen!
Ich werfe einen verstohlenen Blick auf meinen Eiskratzer. Für solche Notfälle ist er nicht konstruiert, bin ich mir fast sicher. Mutig setze ich den Kratzer an die Scheibe und versuche mich durch das Eis zu arbeiten. Ich schabe rund eine halbe Stunde, was das Zeug hält. Bin nass geschwitzt. Aber es ist hoffnungslos - der TT ist und bleibt konserviert. Alternativ habe ich noch eine Möglichkeit: ich lasse den Wagen bei voll aufgedrehter Frontscheibenheizung im Stand laufen. Das funktioniert wenigstens einigermaßen, langsam schmilzt das Eis dahin.



Nach getaner Arbeit fahren wir nach Stade, einer wunderschönen, alten Hafenstadt. Wir verbringen Stunden auf dem dortigen Weihnachtsmarkt. Weihnachtsmärkte sind, meint man, doch alle egal. Und dennoch sind sie alle auf ihre eigene Art und Weise verschieden, je nach Region und vielleicht auch ein bisschen je nach Religion ?? Uns gefällt er, der Markt.
Wir haben wieder gefühlte 10 Minusgrade. (Was sicherlich zu entschuldigen ist, wir sind schließlich keine geborenen Nordlichter!) Aufgrund des ständigen Windes empfinden wir die Temperaturen wesentlich kälter, als sie eigentlich sind.

In der Nacht auf Montag regnet es nicht - somit bleibt mir wenigstens das Kratzen erspart, trotz einer gemessenen Außentemperatur von minus 5 Grad. (Wie mittlerweile schon bekannt, rein gefühlsmäßig ?) Wir wollen nach York und Buxtehude zum Einkaufen, Bummeln und zum obligatorischen Bratwurstessen.

Es ist schon dunkler Nachmittag, als wir zurück ins Ferienhaus kommen. "Wir sollten das Thema Weihnachtsurlaub noch einmal angehen! Alles noch einmal überdenken ?" Die Tage sind kurz, die Abende lang. Keine Action, kein PC. Ein in Eis gebetteter TT (wenn wir auch ein zweites Mal davor verschont geblieben sind, bis jetzt!), Regen und Ruhe. Und das 14 Tage lang.

NEIN! Das hält keiner aus! So viel Ruhe braucht kein Mensch. Außerdem muss man auch mal eine Niederlage wegstecken können! Unser Entschluss, da sind wir uns einig, steht fest: Ab zurück ins Rheinland!

Um sechs Uhr klingelt der Wecker. Wir müssen noch packen. Gegen acht sind wir auf dem Weg in Richtung Süden. Im Radio geben sie gerade Unwetterwarnungen durch, von wegen "Regen bei minus 5 Grad ..." VON WEGEN minus 5 Grad - minus 15 Grad, mindestens, ach, mit Sicherheit sogar! Wenn auch gefühlte ?

Hamburg - Köln in sechs Stunden. Ohne Stau, allerdings mit einer halbstündigen Pause in Dammer Berge. Mit Lichtgeschwindigkeit (75 km/h) überhole ich ganz easy alles, was sich außer uns bei diesem Wetter auch auf die Bahn traut. Die dritte Spur ist leer. Diese Herausforderung nimmt keiner an. Dann komme ich ins Schwitzen! Der TT will nicht so wie ich! Ich trete auf das Bremspedal, aber der Audi reagiert nicht! Ein weiteres Mal versucht er, beim Bremsvorgang seinen Willen durchzusetzen. Aber mit Geduld und Spucke wird der eigenwilligste TT zahm wie ein Lämmchen ?

Die Bilanz der Rückfahrt:
Ein paar demolierte Leitplanken, ein umgestürzter Lkw, etliche zerbeulte Autos am Straßenrand. Glücklicherweise kommen wir gut, stau- und unfallfrei - zurück nach Köln. Im direkten Vergleich zur Bahn sind wir die Superschnellen, aber die Bahnfahrgäste werden irgendwann auch angekommen sein.

Pünktlich am 24. Dezember spült uns der Regen wieder ins Rheinland
bei gemessenen 12 Grad plus.



Übereinstimmend entscheiden wir:
NIE wieder Hamburg im Winter!
NIE wieder das Alte Land in der Weihnachtszeit!
wieder so viel Ruhe!

➯ Feriendorf Altes-Land