Zweitausendfünfhundert Jahre Geschichte
in zehn Tagen

Europäische Geschichte besteht zum großen Teil auch aus italienischer Geschichte.


Am 21. März 2004, es ist Sonntag, machen wir uns auf den Weg nach Italien. Nein, diesmal nicht mit dem TT, sondern mit dem Reisebus.

In Köln fahren wir auf die Autobahn und ab da reißen wir Kilometer, für Kilometer für Kilometer runter. Der Tag ist total verregnet. Aber was soll's? Wir haben ja ein Dach über dem Kopf, ein Buch zur Hand und die Entspannung ist auf unserer Seite. Alle zwei bis drei Stunden halten wir an, damit wir unsere Beine neu ordnen können. Kurz vor München, wir staunen nicht schlecht, zeigt sich die Sonne. Eine willkommene Abwechslung am bisher grauen Himmel. Salzburg zur Linken ignorieren wir, wir müssen auf den Brenner und weiter nach Torbola sul Garda. Ehrlich gesagt: Diesen Ort kennt kein Mensch, außer die Leute, die hier leben. Nach einem doch annehmbaren Abendessen und einigen Bierchen danach hauen wir uns in die Falle - wir sind schließlich todmüde vom Sitzen.

Montagmorgen, 8.00 Uhr, kurz vor der Abfahrt nach Verona, gibt's Frühstück. Verona ist eine interessante alte Stadt. Die Arena ist meiner Meinung nach etwas klein. Sie soll aber 22 000 Menschen fassen. Na ja, sie sieht halt etwas mitgenommen aus. Gebildete Menschen sagen "antik" dazu. (Klingt wohl besser.) Das Wetter bessert sich etwas, die Sonne begrüßt uns zwischendurch mal mit einem freundlichen "guten Tag". Wir übernachten in Marina di Pietrasanta. Die Abfahrt am kommenden Tag wird auf 8.00 Uhr vorverlegt, wegen der noch zu fahrenden Kilometer.



Wir kommen nach Pisa, der Stadt mit den ungeraden Bauten. Dazu gibt es noch jede Menge Wasser von oben. Alle Gebäude sind schön in Weiß gepinselt, aber die Farbe täuscht nicht über das Schiefe hinweg.

Unser Bus bewegt sich weiter in Richtung Florenz - der Stadt an der Küste. Wir erleben einen Tag mit vielen neuen Eindrücken und vielen Jahreszahlen. Man lernt schließlich immer dazu! Wir sind auf dem Rückweg nach Marina di Dingsbums.

Mittwoch dringen wir weiter in den Süden vor, genauer gesagt nach Torre del Greco am Golf von Neapel, in der Nähe von Sorent. Wir finden eine schöne Gegend vor, auch das Wetter lässt sich nicht lumpen, trotz der frischen Temperaturen. Hätten wir doch nur wärmere Jacken mitgenommen … Aber ich habe mich etwas von der Italien-Werbung beeinflussen lassen und muss nun feststellen, dass es im Süden nicht immer heiß ist.

Donnerstag wollen wir nach Capri, der viel besungenen Insel der 50er und 60er Jahre. Wer kennt sie nicht, Rudi Schuricke oder Vico Torriani, die noch heute mit der Insel in Verbindung gebracht werden. Die Überfahrt ist etwas bewegt, die See nicht gerade spiegelglatt. Mitunter hören wir unschöne Geräusche der Mitreisenden. Es ist nicht jedermanns Sache, auf einem Boot unsanft hin- und hergeschaukelt zu werden. Da kann sich schon einmal der Magen samt Inhalt melden …

Auf Capri gestrandet, fahren wir mit dem Minibus weiter nach Anacapri. Die Minibuslenker sind überzeugt, sie beherrschten ihre Gefährte wie Schumi und sind der Meinung, mit ihren Kisten den Berg hochfliegen zu können. Das Ganze sieht sehr wüst aus, ist aber auch mit viel Show verbunden. Die älteren Damen im Bus finden das Unterfangen zum Kreischen - weniger aus Entzückung, mehr aus Angst. (Hört sich an, wie vor 35 Jahren beim Auftritt der Beatles.) Capri ist ein schönes Stück Land. Die Blaue Grotte ist noch geschlossen. Somit bleibt uns die Entscheidung "rein oder nicht rein?" erspart.
Am Abend fahren wir zurück, erst übers Wasser, dann mit dem Bus ins Hotel.



Am Freitag cruisen wir die Amalfi-Küste entlang. Die schmale Uferstraße, die schönen Hänge mit den imposanten Bauten faszinieren uns schon. Die Gegend sieht fantastisch aus. Aber bitte nur aus einer gewissen Entfernung betrachten! Wer nach Italien reist, sollte generell "nicht genau hinschauen". Die Italiener sehen in der Regel alles lockerer, als wir es tun. Böse Zungen könnten ihre legere Lebensart mehr oder weniger als schlampig bezeichnen. Also bitte die Sache nicht zu verbissen angehen! Schließlich ist man ja im Urlaub. Ich will es mal so sagen: Bald fahren wir wieder nach Hause in Richtung Norden, wo es kalt und regnerisch ist. Sobald sich aber die Sonne zeigt, wird auch bei uns das Leben leichter und fröhlicher.

Dann ist da noch der Trip nach Pompeji. Den Besuch der "Steine" ersparen wir uns - das hatten wir schon vor x Jahren. Stattdessen schlendern wir durchs neue Pompeji. Interessant ist hier der Bischofsitz. Der tolle Rasen, die glänzenden Fenster, die weißen Wände - die saubere Umgebung überhaupt passt so gar nicht in das restliche Italien. Es gibt also auch hier verschiedene Ansichten! Am Abend fahren wir mit dem Bus nach Fiuggi.

Für Samstag ist die ewige Stadt, Rom, angesagt. Wir machen einen Abstecher ins Kolosseum. Menschenmassen aus aller Welt finden sich hier ein. An tausend Ecken stehen Reisegruppen mit örtlicher Reiseleitung. Wir bekommen Jahreszahlen der Geschichte in die Ohren geschoben, ob wir wollen oder nicht. Schön anzusehen sind die römischen Legionäre. Die Jungs sehen einfach nur gut aus, das muss ich neidlos gestehen. Unter uns: Sie tragen aber auch ihr Machogehabe vor sich auf dem Tablett! Ihre Jutebeutel sind gut mit Euroscheinen bestückt - vom Sich-fotografieren-Lassen kann man anscheinend gut leben.

Als nächstes steht die Rom-Busfahrt auf dem Plan. Vom neuen Duce-Rom aus den 30er Jahren - erbaut für die nicht stattgefundene Expo, sehe ich zu wenig. Schade, denn genau das würde mich interessieren! Einen Abstecher in den Vatikan haben wir auch noch vor der Brust. ... Die Jungs haben sich ein 1a Bus-Parkhaus zugelegt. Genial anzusehen - ein Bus-Parkhaus! Ich glaub' es nicht. Kannte ich auch bis dato noch nicht.

Anschließend marschieren wir zum Petersdom.
Ich muss sagen: Das Bauwerk sieht von außen etwas mickrig aus. Der Platz vor dem Dom, na ja gut, der hat schon eine gewisse Fläche.
Vor dem Dom stehen mehrere Stuhlreihen. (Sieht aus, wie früher am Tanzbrunnen im Rheinpark.) Unbedarfte würden glatt eine Verbindung zu einem Madonna-Konzert herstellen. Jetzt aber rein in die Kirche! WOOOW! Irre! Das Ding hat ne Dimension! Ich bin platt, kann nur noch staunen! DER Wahnsinn! Ist das Ding groß! Der Kölner Dom ist dagegen ein Kapellchen ...
Da erschaffen doch ein paar Jungs in grauer Vorzeit etwas Gigantisches - und das ganz ohne "Colonia"! (Colonia = Kölner Kranverleiher. Kranwagen ab 25 Tonnen aufwärts.)

Wie schon gesagt, nur diesmal anders herum: Italienische Geschichte ist zum großen Teil auch europäische Geschichte. Die Römer haben sich auch am Rhein aufgehalten, wie zum Beispiel in Cologne, in Xanten, Trier und sonst wo in unserer Gegend. Somit sind wir Germanen auch Nachfahren der alten Römer, Gastarbeiter in der eigenen Heimat, sozusagen.

Wir sind gegenwärtig nach wie vor in Rom. Wollen schnell noch zur Spanischen Treppe. Ein absolutes Muss, wenn wir schon mal hier sind. Dann springen wir noch rüber zum großen Brunnen. Ach ja: Trevi-Brunnen heißt das Teil. Wir ersparen uns die Sache mit dem Geld und dem Brunnen. Aberglaube, "wer rückwärts Geld über die Schulter in den Brunnen wirft, wird Glück haben". Alles Aberglaube.

Für heute haben wir genug gesehen. Genug der Geschichte, genug der Jahreszahlen, genug von allem. Wir wollen zurück ins Hotel. Wir wollen zu Abend essen und gemütlich ein Bierchen trinken. Bier hat schließlich auch so seine Kultur …!

Am Sonntag geht es weiter in Richtung Norden. Einen Abstecher nach San Marino mit seiner Bilderbuch-Burg steht noch auf unserem Programm. Das Ganze hat was von Königswinter. Gut, vielleicht ist es etwas größer und etwas schöner. Von wegen Flair und so.
Dann müssen wir unbedingt noch an die Adria, in das Städtchen Igea Marina. Marina heißt wohl, dass der Ort am Meer liegt. Genau kann ich das nicht sagen.



Es ist Montag, unser letzter Tag in Italien.
Was fehlt uns noch im Städtereigen? Richtig, Venedig!
Wir düsen also hin und landen auf dem großen Busbahnhof vor der Lagune, klettern ins leicht verrostete Boot und schippern nach Venedig rüber. Ahoi. Kurz gesagt: Eine schöne alte Stadt mit netten Preisen. Ein Kaffee kostet mal eben fünf Euro, ein Wasser mit Hopfen angereichert mal eben acht Euro. Ich behaupte, diese tolldreisten Preise sind nicht leicht zu toppen! Was soll's, dabei sein ist alles ...

So, am Dienstag heißt es dann: Ciao Italia.
Wir haben 750 gefahrene Kilometer im Nacken und sind wieder im Rheinland. Es ist schön wieder in der Heimat zu sein, selbst bei Kälte und Regen.
Zehn Tage Italien mit dem Bus und zwei sehr guten Busfahrern, inklusive aller wichtigen Städte wie Verona, Pisa, Florenz, Sorent, Positano, Pompeji, Fiuggi, Rom, Venedig, der Insel Capri und der Amalfiküste. Und das bei einigermaßen gutem Wetter (nicht zu warm) und noch nicht mit Urlaubern überfüllter Städte. Anfangs hat's uns nass erwischt, aber nach dem dritten Tag ist es trocken geblieben.

Wir haben uns gut erholt, viel gesehen und auch etwas davon behalten.

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr in der Toskana. Dann aber reisen wir wieder mit dem TT und nicht mehr mit dem Buuuus.

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Albert / April 2004 *Redaktionelle Aufbereitung Ute Z. / Foto: © Albert Ackermann