Auf Safari im Wasserschloss

Das gibt's nicht? Und ob! Aber davon erzähle ich später.

Samstag, der 21. Juli 2007.
TT@WEST! macht sich auf dem Weg nach Bad Driburg. Roland Freitag lässt seit Monaten die Werbetrommel für sein Event rotieren. In unserem Forum ist manchmal ansatzweise nachzulesen, was er sich so alles ausgedacht hat, das soll aber irgendwie noch geheim bleiben. Mit viel Fantasie kann man so einige fixe Gedanken in seine Andeutungen hinein interpretieren. Aber wo in aller Welt ist der Köterberg? Und was ist das?



Im Hotel Schwallenhof, unserer Unterkunft für die Nacht, gibt es wunderschöne Zimmer. Ich recherchiere im Vorfeld und stoße mit großer Freude auf himmlisches Inventar und andere Herrlichkeiten aus Holz, je nach Zimmernummer. Leider verfliegt meine Freude ziemlich schnell wieder, als ich erfahre, dass ich das Los für das Zimmer mit dem schwedischen Gehölz gezogen habe, d.h. Selbstaufbau der Betten. Ich packe also vorsichtshalber meinen Werkzeugkoffer ins Auto, um nicht nachher mit einem geliehenen Pittermesser aus der Küche die Schrauben ins Holz drehen zu müssen. Dann kommt die Entwarnung. Roland debattiert mit dem Hausmeister des Hotels. Der Meister ist 87 Jahre alt, sieht kaum noch etwas und versteht so gut wie kein Wort Deutsch. Roland schwört mir aber in die Hand, Meister H. hat ihn verstehen können und seine Bitte, das Zimmer bezugsfertig herzurichten, mit heftigem Nicken bestätigt. Das bringt mir meine Freude zurück. Der Werkzeugkoffer kann also hier bleiben.
Und wenn doch etwas schief geht? Nun ist zu spät für Neuplanungen. Notfalls schlafe ich im Ziegenstall.
Genau zurzeit dieses Gedankens schaltet sich Carsten P. ein. Er hat von dieser unbilligen Härte gehört. Ganz gentlemanlike bietet er mir seinen TT als Übernachtungsmöglichkeit an. Aber jetzt gibt es ein neues Problem! ER übernachtet nämlich auch schon darin. Wie sieht das jetzt vor Gott und dem Volke aus? Ein unmoralisches Angebot, bezogen auf einen TT. Wir lassen alles auf uns zukommen ...

Treffpunkt ist morgens erst einmal die Raststätte "Am Haarstrang" an der A 44. Von dort aus fahren wir zusammen weiter in Richtung Bad Driburg. Roland erwartet uns schon vor dem Hotel. Wer setzt sich neben ihn in Szene? Natürlich die Hessen Carsten und Christian!

Roland, in seiner Funktion als Kolonnenführer, schleust uns durch das wunderschöne, sommerlich warme Ostwestfalen. Die Gegend ist einfach nur herrlich. Sie erinnert an Urlaub.



Adlerwarte Berlebeck
Die Adlerwarte wird 1939 von dem Ehepaar Deppe gegründet und befindet sich zwischen den Externsteinen und dem Hermannsdenkmal. Durch bekannte Filme wie "Die Schlangengrube und das Pendel, Die Geierwalli (Barbara Rütting), Valley of the Eagles (Im Tal der Adler)" wird die Warte weltberühmt. Am Ende der 60er Jahre bezeichnet sie sich zu Recht als älteste und größte Greifvogelwarte Europas. Es ist schon ETWAS gewöhnungsbedürftig, wenn Weißkopfseeadler, Milan und Geier in ungewohnter Nähe über den Köpfen der Zuschauer kreisen ...

Wir sind wieder unterwegs, um ein weiteres Stück Ostwestfalen kennenzulernen, Hermann der Cherusker wartet. Hermann steht monumental auf der Grotenburg, so heißt die Ringwallanlage auf dem Teutberg in der Nähe von Detmold. Hermann soll an den Cheruskerfürsten Arminius und an die Schlacht im Teutoburger Wald erinnern. Arminius und seine germanischen Stämme haben 9 n. Chr. den römischen Legionen unter der Leitung von Publius Quictilius Varus so richtig was auf die Glocke gehauen und ihnen eine entscheidende Niederlage beigebracht. (Für alle, die in frühen Zeiten nicht mit ihrer Schulklasse dort gewesen sind.) Hermann ist zwar eine Eisenrohrkonstruktion mit Kupferplatten-Oberfläche, jedoch eine Augenweide für so manch weibliches Auge, wegen des gnadenlos durchtrainierten Körpers ...

Ein kleiner Snack zwischendurch, ob nun Salatteller oder Tagesmenü, weckt die Lebensgeister und macht fit für die "Externen Hinkelsteine". Doping-Probe. Man munkelt, dass sich die vor gut 70 Mio. Jahren ehemals waagerecht liegende Steinschicht senkrecht aufgestellt hat, oder aufgestellt wurde. Wie auch immer, auf jeden Fall bestechen sie durch ihre bizarr anmutende Form.

Herr Generalkonsul Manfred O. Schröder, Schlossherr, lässt eigens für uns die Tore des in seinem Privatbesitz befindlichen Wasserschlosses Heerse in Neuenheerse öffnen. Er möchte Bilder von seinem Schloss mit außergewöhnlichen Autos im Vordergrund und wir, die mit den außergewöhnlichen Autos, möchten einen außergewöhnlichen Hintergrund für unsere Autos, nämlich das Schloss. Dank Roland kommt diese einmalige Fotosession zustande. Generalkonsul Schröder, ein Global-Rider und Kunstsammler, pflegt freundschaftliche Kontakte durch private und dienstliche Besuche bei Amtsträgern, Königen sowie Staatspräsidenten in aller Welt. Durch seine persönliche Sammelleidenschaft sind Geschenke und Sammlungsobjekte von besonderem Wert aus der ganzen Welt nach Neuenheerse gekommen.

Wasserschlosses Heerse

Die Zeit rennt uns davon. Im Landgasthaus Ikenmeyer wartet der frisch gebackene Himbeer- und Kirschkuchen auf uns. LEEECKER!!

Langsam wird es Abend.
Wir werden mit einem exzellenten Buffet verwöhnt. Aber mehr als essen kann man nicht … Mengenmäßig.

Gemütlichkeit kennt keine Grenzen. Wir sitzen nett zusammen und erfahren ganz nebenher, dass hessische Karnickel mit grünem Pansen groß gefüttert werden. In der Nähe von Kassel soll es riesige Pansenplantagen geben …

Es handelt sich hier um ein ausschließlich nordhessisches Gewächs mit Rhabarberblatt ähnlichem Aussehen. Wir machen uns dann doch lieber auf ins Bett, bevor Carsten weitere wild-abenteuerliche Häässe-Infos über uns ergießt. Irgendwie sind wir doch alle etwas müde, will ich mal behaupten ...

Jetzt kommt die Safari ins Spiel.
Nach dem Frühstück - man kann nicht mehr als essen, wie gesagt - sind wir bereit für die Safari. Nein, wir wissen nicht, was uns erwartet. Noch nicht! Der Schlossverwalter, Herr Steinmeier, öffnet uns das überdimensionale Holztor in eine unvorstellbare Kulturwelt, in der Zeugnisse aus sämtlichen Kontinenten dieser Erde gezeigt werden. Wir glauben nicht was wir da sehen, trauen unseren Augen nicht. Die Sammlung ist SO umfangreich, dass ich hier einfach nicht alles Gesehene aufzählen kann. Es würde den Rahmen des Möglichen sprengen! Für diejenigen, die sich für diese Ausstellung interessieren:

i Wasserschloß Neuenheerse

Wir bedanken uns bei Herrn Steinmeier, Schlossverwalter, für sein fachlich-informatives Wissen, das er an uns weitergegeben hat. Für seine freundlichen Antworten auf unsere Fragen, die wir außerdem am Rande gestellt haben. Und Danke für die herzliche Aufnahme im Schloss Heerse.

Wir bedanken uns bei Silke und Roland für die fantastische Organisation, für die guten Ideen, für das schöne Wochenende überhaupt.




Ute Z. * Wesel / Foto: © Albert Ackermann

Erstveröffentlichung in der TT@WEST! GazeTTe
21. Juli 2007 * Bad Driburg